Fachtag Sprachentwicklungsforschung
28. März 2014 in Leipzig
Der Fachtag Sprachentwicklungsforschung wurde von unserem Beirat für Neurowissenschaften, Dr. Jens Brauer, exklusiv für die GISKID-Mitglieder am Max-Planck-Institut in Leipzig organisiert.
Das Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften untersucht den Spracherwerb und die Grundlagen der Sprachverarbeitung bei Kindern. Forschungen in diesem Bereich haben dazu beigetragen, die Neurophysiologie der frühen phonologischen, lexikalischen und syntaktischen Prozesse zu bestimmen und den Verlauf ihrer Entwicklung zu beschreiben. Dank zielgerichteter Forschung in den letzten Jahren ist zudem Wissen über die zugrundeliegenden neuronalen und hirnstrukturellen Grundlagen der Sprachverarbeitung beim Erwachsenen aber auch bei Kindern hinzugekommen. Bei Sprachentwicklungsstörungen lassen sich zum Teil spezifische Auffälligkeiten der funktionellen Sprachverarbeitungsprozesse oder der strukturellen Neuroanatomie der beteiligten Hirnstrukturen identifizieren. Methoden, die bei diesen Forschungsansätzen zum Einsatz kommen, sind z.B. die Elektroenzephalographie (EEG) und die Magnetresonanztomographie (MRT).
Resümee einer Teilnehmerin zum Fachtag „Sprachentwicklungsforschung“
„Vier Fachvorträge gaben einen differenzierten Einblick in die Arbeitsweise und Forschung des MPI. Hellmut Obrig stellte dar, wie man Hirnaktivität mit Licht mittels Nahinfrarotspektroskopie erstellen kann, die Hinweise auf Durchblutungsregulation im Gehirn gibt. Diese kann bei neurologischen Störungen eine große Rolle spielen. Des Weiteren stellte Gesa Schaadt Ergebnisse einer Untersuchung bei Kindern mit Schreibproblemen dar, bei der herausgefunden wurde, dass visuelle Sprachinformationen bei Kindern mit Schreibproblemen weniger deutlich diskriminiert wird, als bei Kindern ohne Schreibprobleme. Mit der Methode des EEG konnte nachgewiesen werden, dass Kinder mit Schreibproblemen stärker in Regionen aktiviert sind, die mit auditiver Verarbeitung assoziiert sind. Dies könnte als Kompensation des phonologischen Defizits gedeutet werden. Indra Kraft ging auf neurobiologische Korrelate der Dyslexie im Vorschulalter ein.
Es ist ein Anliegen dieser Forschungen, die neuronalen Grundlagen des Phänomens „Dyslexie“ genauer heraus zu arbeiten, um mithilfe dieser Ergebnisse praxisrelevante Trainingsmaßnahmen initiieren zu können.
Unbedingt erwähnt sei noch der sehr gastfreundliche und zugewandte Umgang, der unserer kleinen Gruppe den Eindruck vermittelte, dass hier mit hohem Engagement und starkem Interesse an der Wissensweitervermittlung gearbeitet wird. Wir wurden eingeführt in die Messmethoden des Baby-lab und erhielten eine ausführliche Darstellung über die Möglichkeiten von Messungen im MRT.
Nochmals ein Dankeschön an Stephan Sallat, der diese hochinformative Tagung ermöglichte.“