Summerschool 2014
19. Novemver – 21. November 2014 in München
Zur diesjährigen Summerschool, die vom 19.-21. November 2014 in den Räumlichkeiten der Hochschule Fresenius in München stattfand, trafen sich Promovierende, Postdocs und interessierter Nachwuchs aus der gesamten Bundesrepublik sowie der Schweiz. Ganz im Sinne der Gründungsidee der GISKID kamen dabei 14 (Nachwuchs-) Wissenschaftler/innen der Bereiche Logopädie, Sonderpädagogik, Psychologie und Linguistik zusammen, um sich auszutauschen, miteinander zu diskutieren und die Vernetzung untereinander zu intensivieren.
Das diesjährige Programm zum Thema „Herausforderung Evidenzbasierung“ umfasste verschiedene Workshops.
Die Einführung in das Thema wurde durch Prof. Dr. Stephan Sallat (Universität Erfurt) gegeben, der den Teilnehmer/innen die Begrifflichkeiten „EBM“ (evidence based medicine), „EBP“(evidence based practice), „EB3P“ und „RCT“ (randomized controlled trials) erläuterte und sie erarbeiten ließ, welche Arten von Studien welcher Güte von Evidenz zugeordnet werden können. Die Eckpunkte eines Studiendesigns zum Nachweis von Kausalitäten wurden erörtert.
Der Workshop zur „Evaluation von schulischen Sprachförderprogrammen“, der durch Dr. Silke Fricke (University of Sheffield, Department of Human Communication Sciences) geleitet wurde, vertiefte das Wissen über die „levels of evidence“ und verwies auf einen kritischen Umgang mit Kausalitätstheorien. Theoretisch sowie anhand eigener Forschungsarbeiten wurden das Design, die Umsetzung und die Analyse randomisiert kontrollierter Studien (RCTs; randomized controlled trials) – als „Goldstandard“ – aufgezeigt. Es wurden praktische Hinweise dazu gegeben, wie Interventionsstudien mit randomisiert zugeordneten Interventions- und Kontrollprobanden und verschiedenen Vor-, Zwischen- und Nachtests durchgeführt werden müssen, um die Wirksamkeit einer Intervention sicher zu belegen.
Weitere interessante Informationen vermittelte Dr. Sebastian Voigt-Radloff vom Deutschen Cochrane Zentrum in Freiburg, der den jungen (Nachwuchs-) Wissenschaftler/innen in seinem Workshop „Evidenzbasierung als Herausforderung für die Gesundheitsberufe“ aufzeigte, wie am Deutschen Cochrane Zentrum gearbeitet wird. Dargestellt wurde, dass der Weg der Forschung in den Gesundheitsfachberufen von der theoriegeleiteten Entwicklung eines Therapieverfahrens über die Durchführung von Machbarkeitsstudien bis hin zu groß angelegten Wirksamkeitsstudien (RCTs) führt und die Anwendung der PICOS-Fragestellungen den Prozess systematisiert. Des Weiteren wurde darauf hingewiesen, dass Replikationen von Studien einen großen Wert besitzen, um die Wirksamkeit eines therapeutischen Verfahrens zu überprüfen. Die kritische Auseinandersetzung mit einem ausgewählten Artikel zu einer RCT-Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit des „Lidcombe Programm“ eröffnete den Teilnehmer/innen einen intensiven Einblick in die Umgangsweise mit Artikeln dieser Art und regte zur Diskussion an.
Der Workshop von Prof. Dr. Julia Siegmüller (Logopädisches Institut für Forschung (LIN.FOR), der GFE (EUFH) in Rostock) schließlich demonstrierte den Teilnehmer/innen sowohl theoretisch als auch anhand eines Beispiels, den Weg „von der theoriegeleiteten Therapieforschung zur evidenzbasierten Sprachtherapie“. Es wurde deutlich, dass die Übertragung theoretischer Gedanken in die praktische Kindersprachtherapie noch sehr jung ist und die starke Betonung von „EBP“ (evidence based practice) aktuell unerfüllbare Anforderungen an diese junge forschende Wissenschaft stellt. Anhand des DYSTEL-Projektes, welches aktuell am LIN.FOR in Rostock durchgeführt wird, wurde der Kreislauf erläutert, wie von einer theoretischen Annahme zu Ursachen und Erscheinungsformen von Sprachentwicklungsstörungen zur Wirkungsannahme von Therapie, zur Auswahl relevanter Therapiemethoden und zu Aussagen zur Evaluation gelangt werden kann. Es wurde aufgezeigt wie Machbarkeitsphase, Laborphase und Transferphase aufeinanderfolgen sollten, um schließlich das theoretisch fundierte und in seiner Wirksamkeit überprüfte Therapiekonzept in die Praxis zu übertragen.
Wunderbar abgerundet, und von den Teilnehmern als große Bereicherung empfunden, wurde das Programm durch Möglichkeiten zum informellen Kennenlernen und Austausch untereinander sowie durch ein gemeinsames Treffen mit dem Vorstand und den Beiräten der GISKID. Im „Open Space“ nutzten die (Nachwuchs-) Wissenschaftler/innen die gemeinsame Zeit, um Themenvorschläge für die kommende Summerschool im nächsten Jahr zu sammeln, sich über die Möglichkeiten der Vernetzung untereinander auszutauschen und Erfahrungen mit Stipendiengebern sowie Reviewprozessen bei Veröffentlichung wissenschaftlicher Beiträge zu teilen.
Da als Besonderheit der diesjährigen Summerschool die ISES VIII, die 8. Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen, in den Hörsälen der Ludwig-Maximilian Universität (LMU) München nahtlos anschloss, nutzten viele der Summerschoolteilnehmer/innen zudem die Gelegenheit, auch an der ISES VIII teilzunehmen. Dort wurden sie im Rahmen der Eröffnung kurz vorgestellt und erhielten zudem die Gelegenheit ihre aktuell laufenden Projekte im Rahmen der Postersession zu präsentieren.
Sigrun Lang (Aachen)
Veranstaltungsort
Campus – Gesundheit & Soziales
Hochschule Fresenius
Charles-de-Gaulles-Str. 2
81737 München