2. Terminologietag
18. Oktober 2019 in Frankfurt (Main)
Die Terminologie zu Sprachentwicklungsstörungen wurde in den letzten Jahren im englischsprachigen Raum intensiv diskutiert. Das Ziel war und ist es, neben einer einheitlichen Nomenklatur auch eine größere Öffentlichkeit für die Belange von Kindern mit einer Sprachentwicklungsstörung sensibilisieren zu können. Als Folge dieses Prozesses wurde der Terminus Specific Language Impairment (SLI) durch den Terminus Developmental Language Disorder (DLD) abgelöst. Dies geschah in einem sogenannten DELPHI-Prozess unter Einbezug von internationalen (englischsprachigen) Fachleuten aus Wissenschaft und medizinisch-therapeutischer Praxis. Neben dem Terminus geht es dabei auch um eine einheitliche Sicht auf weitere Diagnosekriterien und ihre Gewichtung in Bezug auf die Diagnose Sprachentwicklungsstörung. Letztlich wird auf die von Bishop et al. (Journal of Child Psychology and Psychiatry 58:10 (2017), pp 1068–1080) veröffentlichten Statements Bezug genommen.
Bezugnehmend auf diese Diskussionen und Änderungen hat die GISKID – Gesellschaft für interdisziplinäre Spracherwerbsforschung und kindliche Sprachstörungen im deutschsprachigen Raum e.V. zu bislang zwei interdisziplinären Terminologietreffen eingeladen. Ziele sind die bisherige Definition und Terminologie von Sprachstörungen im Kindesalter auch im deutschsprachigen Raum hinsichtlich ihrer Korrektheit und Einheitlichkeit zu prüfen und anzupassen sowie eine Rückmeldung der deutschsprachigen Community an den englischsprachigen Diskurs zu geben. Die GISKID versteht sich in diesem Prozess als Moderator. Als interdisziplinäre Gesellschaft ohne berufspolitische Interessen möchte sie den Rahmen für eine interdisziplinäre Diskussion und Einigung im deutschsprachigen Raum bieten.
Beim ersten Treffen am 03. Mai 2019 wurden verschiedene inhaltliche Aspekte diskutiert, die u.a. bisherige, deutschsprachige Arbeiten zu dieser Thematik aufgegriffen haben (insbesondere von Kausche & Vogt sowie Scharff Rethfeldt). Beim zweiten Treffen am DLD-Awareness-Day am 18. Oktober 2019 wurde dazu durch die GISKID-Vorstandsmitglieder Carina Lüke und Anja Starke noch einmal ein Überblick gegeben. Zusätzlich wurden die Anmerkungen der DGPP durch Katrin Neumann dargestellt. Anschließend erfolgte eine Diskussion zum weiteren Vorgehen, an deren Ende die Bildung einer Planungsgruppe stand, welche nun vergleichbar zum Vorgehen der englischsprachigen Community ein DELPHI-Verfahren vorbereitet. An diesem sollen neben den Teilnehmer*innen der bisherigen Treffen auch die Mitglieder der AWMF-Leitliniengruppe zur Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen teilnehmen. Ebenso werden die Verbände, die bislang noch nicht auf die Initiative reagiert haben nochmals angeschrieben und um Mitarbeit geworben. Die Planungsgruppe wird dann analysieren, ob alle relevanten Berufsgruppen und Forschungsrichtungen ausreichend vertreten sind und ob auch der deutschsprachige Raum außerhalb der Bundesrepublik Deutschland angemessen vertreten ist. Gegebenenfalls sollen weitere Personen direkt für die Teilnahme am DELPHI-Prozess angeschrieben werden. Sobald die Planungsgruppe weitere Informationen hat, halten wir Sie hier auf dem Laufenden.
Stephan Sallat im Namen des GISKID-Vorstandes