Die ISES 13 fand am 15. und 16. November 2024 in Halle an der Saale statt. Über 150 Teilnehmende folgten der Einladung der GISKID, um an der Tagung zum kindlichen Spracherwerb und seinen Störungen teilzunehmen. Gastgeber*innen waren Prof. Stephan Sallat und das Team des Arbeitsbereichs Pädagogik, Prävention und Intervention bei Sprach- und Kommunikationsbeeinträchtigungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Das geschichtsträchtige Gelände der Franckeschen Stiftungen bot den optimalen Rahmen für interdisziplinären Austausch zur aktuellen Entwicklung im Bereich Kindersprache und Sprachentwicklungsstörungen.
Am Vortag der Konferenz fand die 11. Interdisziplinäre Nachwuchsschool (NWS) für interessierte Doktorand*innen und Post-Doktorand*innen mit Forschungsschwerpunkt im Bereich Kindersprache statt. Eröffnet wurde die NWS vom Hallenser Team – Dr. Maren Eikerling, Maria Busch, Anne Weiland und Prof. Stephan Sallat – mit einem interaktiven Workshop zu „Spracherwerbsforschung (partizipativ) im Dialog“, bei dem u.a. auf die Relevanz von Wissenschaftskommunikation eingegangen wurde. Nach einer lebhaften Mittagspause folgte ein Vortrag von Prof. Courtenay Norbury (University College London) über „Interventions for language across neurodevelopmental conditions“. Anschließend hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre eigenen Forschungsarbeiten vorzustellen und Fragen zu diskutieren. Abgerundet wurde der Tag mit einem gemütlichen Abendessen sowie einem Besuch im „Spielehaus“ Halle, um den fachlichen Austausch bei einer Partie Malefiz oder Lotti Karotti fortzuführen.
Das vielfältige Tagungsprogramm der ISES 13 bestand aus insgesamt 41 Einzelvorträgen zu den Bereichen Diagnostik und Therapie von Wortschatz, Grammatik und Aussprache, zu Mehrsprachigkeit, Elternarbeit, Erzählen und Interaktion sowie Inklusion und Interdisziplinarität. Zusätzlich gab es vier Arbeitsgruppen zu Auswirkungen sprachlicher Auffälligkeiten im Schulalter, Pragmatikdiagnostik, digitalen Diagnostiktools und dem Einbezug von Elternperspektiven. In der Postersession wurden Abschluss- und Forschungsarbeiten auf 22 Postern präsentiert. Auch in diesem Jahr wurde ein Preis für die beste Posterpräsentation verliehen werden, der an Simone Berner-Nayer und Prof. Dr. Erich Hartmann mit dem Thema „Schreibprofile von «struggling writers» – eine explorative Analyse“ ging. Herzlichen Glückwunsch!
Besonders hervorzuheben sind die drei Keynotes der Tagung: nach dem inspirierenden Vortrag auf der NWS präsentierte erneut Prof. Courtenay Norbury zu Beginn der ISES 13 über „Social emotional outcomes of developmental language disorder“ und zeigte hierbei einen Zusammenhang zwischen Sprachentwicklung und mentaler Gesundheit auf. Prof. Jenny Gibson (University of Cambridge) thematisierte in ihrem Vortrag zu „Perspectives on neurodiversity: affirming research approaches in developmental language disorder” Sprachentwicklungsstörungen unter Berücksichtigung von Neurodiversität, u.a. in Bezug auf Autismus-Spektrum-Störungen. In der dritten Keynote nahm Annette Fox-Boyer (Universität zu Lübeck) die Teilnehmenden mit auf eine Reise über „Ausspracheerwerb und Aussprachestörungen im Kontext des Spracherwerbs“ und gab damit eindrucksvolle Einblicke in ihre Forschungsarbeit.
Auf der Mitgliederversammlung der GISKID wurde von Aktivitäten der vergangenen zwei Jahre berichtet, darunter die aktive Teilnahme an der Debatte zu Definition und Terminologie von Sprachentwicklungsstörungen im deutschsprachigen Raum, dem Tag der SES, der Mitgestaltung der „Interdisziplinären Leitlinie zur Therapie von Sprachentwicklungsstörungen“ sowie einem Ratgeber zu Sprachentwicklungsstörungen für Eltern, therapeutische und pädagogische Fachpersonen. Besonders positiv hervorzuheben ist der hohe Zuwachs an neuen Mitgliedern in der GISKID. Zusätzlich stellten Nathalie Frey, Marie Daiber und Wiebke Freese den (Post-)Doktorand*innen-Stammtisch und dessen Arbeit vor. Schließlich wurden Prof. Dr. Carina Lüke und Dr. Katharina Albrecht aus der Vorstandsarbeit verabschiedet. Prof. Dr. Anja Starke und Prof. Dr. Anja Blechschmidt stellen nun den neuen Vorsitz, Dr. Barbara Stumper wurde als Schatzmeisterin und Dr. Isabel Neitzel als Schriftführerin gewählt. Als Beisitzende unterstützen Prof. Dr. Stephanie Rupp sowie Prof. Dr. Thomas Günther.
Neben dem fachlichen Austausch kamen das Netzwerken und die Kulinarik nicht zu kurz: schmackhafte Mittagspausen halfen beim Energie tanken zwischen den Vorträgen. Beim Social Dinner in der Hallenser Innenstadt wurde sich nicht nur angeregt unterhalten sondern auch ausgelassen getanzt. Ein großer Dank an Prof. Stephan Sallat und sein Team sowie die zahlreichen Kongressengel, die zwei informative und inspirierende Konferenztage ermöglichten!
Das e-Journal Forschung Sprache wird im Sommer 2025 eine Sonderausgabe mit verschiedenen Artikeln zu Beiträgen der ISES 13 herausbringen. Die nächste ISES 14 wird 2026 in Gießen stattfinden.
Wiebke Freese
(Rostock)