Blog

Wir wollen mit Ihnen gemeinsam auf die ISES 12 zurückschauen und allen Beteiligten noch einmal Danke sagen!

Die ISES 12 fand vom 25. bis 26.11.2022 in Marburg statt. Über 140 Teilnehmende folgten der Einladung der GISKID, um sich über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Kindersprache und Sprachentwicklungsstörungen auszutauschen. Prof. Dr. Christina Kauschke und die Arbeitsgruppe Klinische Linguistik der Philipps-Universität Marburg übernahmen die Organisation vor Ort.

Im Vorfeld der ISES wurde das vielfältige Programm durch eine Nachwuchsschool (NWS) ergänzt, welche bereits am 24.11.2022 stattfand.  Prof. Dr. Christina Kauschke (Universität Marburg) eröffnete die NWS und sprach über Methoden zur Bestimmung produktiver grammatischer Fähigkeiten von Kindern im Wandel der Zeit. Daraufhin befasste sich Prof. Dr. Elin Thordardottir (McGill University) in Ihrem Vortrag mit der Frage „DLD across languages: What if our inquiry had not started with English?“.
Zudem hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, einen Einblick in ihre aktuellen Forschungsprojekte zu geben und Fragen in einer anschließenden Diskussion zu besprechen. Auch dieses Jahr lebte die NWS von der Interdisziplinarität, sowohl seitens der Vortragenden als auch der Teilnehmenden.

Das abwechslungsreiche Programm der ISES 12 gab mit insgesamt 33 Vorträgen einen breiten Einblick in die Forschungsgebiete der kindlichen Sprachentwicklung. Es gab Vortragsblöcke zu Grammatik, SES, Aussprache, Förderung in Kitas und Schule, Mehrsprachigkeit, Lese-/Rechtschreibkompetenz und zu Sprache, Emotion & Erleben. Ergänzt wurden die Einzelvorträge durch drei Arbeitsgruppen zu den Bereichen mehrsprachige Sprachentwicklung im Kindergartenalter, institutions- und fachdisziplinübergreifende Zusammenarbeit im Bereich sprachliche Prävention sowie Sprachentwicklung bei Personen mit Down-Syndrom.
Im Rahmen der Posterpräsentationen stellten 18 Präsentierende sowie Teilnehmende der NWS ihre Ergebnisse aus Abschlussarbeiten und Forschungsprojekten vor. Bei der diesjährigen ISES erfolgte zum ersten Mal die Verleihung des Posterpreises. Melanie Besca und Prof. Dr. Marco Ennemoser wurden von der interdisziplinären Jury für ihr Poster zur Pilotierung einer Lernverlaufsdiagnostik sprachlicher Fähigkeiten am SBBZ Sprache ausgezeichnet.

Im kommenden Jahr werden verschiedene Artikel zu den Beiträgen der ISES 12 in einem Sonderband des e-Journals Forschung Sprache erscheinen.

Das Highlight der beiden Konferenztage stellten die drei international besetzten Keynotes dar:
Prof. Dr. Elin Thordardottir (McGill University) reiste für die ISES aus Kanada an. In der ersten Keynote am Freitag thematisierte sie die Sprachentwicklung im Kontext von Bilingualität und Multilingualität und griff dabei das Thema ‚typischer‘ Spracherwerb auf.
Prof. Dr. Thea Cameron-Faulkner (University of Manchester) konnte krankheitsbedingt  leider nicht in Marburg vor Ort sein. Allerdings konnte sie sich digital dazuschalten und den Teilnehmenden ihren Vortrag über Interaktion aus einer mehrkulturellen Sicht präsentieren. Dabei gab Sie Einblicke in die Entwicklung kommunikativer Gesten von Kleinkindern unterschiedlicher kultureller Gruppen aus Großbritannien.
Die dritte Keynote von PD Dr. Daniel Holzinger (Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz) behandelte die Sprach- und Kommunikationsentwicklung von Kindern mit Hörstörungen. Er nahm dabei einen interventionsorientierten Blickwinkel ein und betonte insbesondere die Rolle der Pragmatik innerhalb der Intervention.

Das D-A-CH-Konsortium SES stellte am Freitagnachmittag die Ergebnisse der Delphi-Studie zum Konsensfindungsprozess bezüglich der Definition und Terminologie von Sprachentwicklungsstörungen im deutschsprachigen Raum vor.

An der Delphi-Studie nahmen über 400 Fachpersonen aus allen relevanten Disziplinen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein sowie Luxemburg teil. Sie kamen bei den meisten thematisierten Aspekten zu einem Konsens. Diese Ergebnisse führen zu konsentierten Definitionskriterien für die deutschsprachigen Länder. Die Arbeit des Konsortiums ist nun so weit vorangeschritten, dass ein Artikel zu den Ergebnissen und Implikationen bald veröffentlicht werden kann.
Im Rahmen der Tagung wurden zudem die Mitglieder des GISKID-Vorstands für eine weitere Amtsperiode bestätigt. Zusätzlich wurden zwei gewählte Beisitzerinnen für die kommende Amtsperiode bestätigt.

Neben den Keynotes, Vorträgen, Arbeitsgruppen und Posterpräsentationen fand sich in den Pausen oder beim gemeinsamen Abendessen an der Lahn immer wieder die Zeit für einen regen Austausch. Vielen lieben Dank an Prof. Dr. Christina Kauschke und ihr Team für die Organisation.

Die ISES 13 wird 2024 in Halle an der Saale stattfinden.